1960er Jahre

Triffin entdeckt sein Dilemma

In den 1960er-Jahren warnt der Ökonom Robert Triffin vor den Widersprüchen im System von BW. Er prägte den Begriff vom„Triffin-Dilemma“. Demnach würde die Nutzung einer nationalen Währung als internationale Reservewährung irgendwann zu einem Konflikt zwischen den nationalen Bedürfnissen eines Landes und jenen der Weltwirtschaft führen. Triffin sagte voraus, dass die Goldbindung des US-Dollars scheitern werde.

Dieser Widerspruch war einer der Gründe, warum sich Keynes in Bretton Woods für die Einführung eines neutralen Reserveassets ausgesprochen hatte. Als Reaktion auf Triffin führt der IWF im Jahr 1969 die„Sonderziehungsrechte“ (SDR) ein. Bei den Sonderziehungsrechten handelt es sich um eine synthetische Reservewährung, die einen Korb an anderen Währungen repräsentiert. Es gab seit ihrer Einführung viele Anläufe, die Sonderziehungsrechte zum internationalen Reserveasset aufzuwerten und den US-Dollar damit zu ersetzen. Alle scheiterten am Widerstand der USA.

Bereits in den 1960er-Jahren mussten mehrere Maßnahmen ergriffen werden, um das System von BW zu stabilisieren. Dabei ging es vor allem darum, den fixierten Goldpreis von 35 US-Dollar pro Unze zu erhalten. Alles andere hätte einer Abwertung des US-Dollars entsprochen.

  • Zu diesem Zweck wurde im November 1961 der„London Gold Pool“ ins Leben gerufen, der de facto mit der Manipulation des freien Goldmarktes beauftragt war, um den Preis zu drücken.
  • Im System von BW war es Einzelpersonen nicht möglich, US-Dollar in Gold zu tauschen. Der private Goldbesitz war den US-Amerikanern seit 1933 sogar verboten. Nur ausländische Regierungen und Zentralbanken hatten die Möglichkeit, ihre US-Dollar in Gold zu tauschen.

In Europa wuchs ab den 1960er-Jahren der Unmut über das Bretton-Woods-System. Man sah sich in einem unfairen System gefangen, in dem Europas Bürger den Lebensstandard der USA subventionieren mussten.

  • Die Franzosen standen unter dem ehemaligen General Charles De Gaulle besonders kritisch zum BW-System. Sie waren jene Nation, die am aktivsten US-Dollar in Gold tauschte.
  • Frankreichs Finanzminister Valéry Giscard d’Estaing prägte in den 1960er-Jahren den Begriff vom„exorbitanten Privileg“ der USA, Geld nahezu nach Belieben zu drucken und dafür reale Güter zu erhalten.
  • 1965 warnt De Gaulle in einer Fernsehansprache vor einer US-Dollar-Krise und macht sich für die Rückkehr zum Goldstandard stark. Seine Worte erinnern stark an die Kritik von Keynes und Triffin. De Gaulle kritisierte, dass der US-Dollar kein„neutrales und internationales Handelsmedium“ sein könne und„tatsächlich ein Kreditinstrument sei, das für nur einen Staat reserviert sei“.

Im März 1967 schickt der damalige Präsident der Deutschen Bundesbank, Karl Blessing, einen Brief an den Vorstand der Federal Reserve. Blessing verspricht, dass es Deutschland den Franzosen nicht nachmachen werde und dass Bonn im Sinne der internationalen Kooperation vom Eintausch seiner US-Dollarreserven in Gold absehen wird. Der sogenannte „Blessing-Brief“ vom 30. März 1967 geht in die Geschichte ein.

  • Wenige Jahre später, im Mai 1971, bezeichnet Karl Blessing das Zugeständnis als Fehler: „Ich erkläre Ihnen heute, dass ich mich selber persönlich schuldig fühle auf dem Gebiet. Ich hätte damals rigoroser sein müssen gegenüber Amerika. Die Dollar, die bei uns anfielen, die hätte man einfach rigoros in Gold umtauschen müssen.“
  • In diesem Interview skizziert Blessing auch, was später einmal der Euro sein sollte: Eine europäische Zentralbank, unabhängig von den Nationalstaaten, mit klaren Regeln und einer harten Währung: „Es ist kein Zweifel, wir könnten, wenn wir wirklich den politischen Willen in der EWG hätten, einen Hartwährungsblock bilden, dessen Kurse dann schwanken könnten gegenüber dem Dollar. Damit hätten wir uns abgehängt von dem US-Dollar-Standard, den wir heute ja haben. Wir haben ja praktisch den Dollar-Standard.“
  • Ende 1970 erscheint der„Werner Report“, benannt nach Pierre Werner, dem Ministerpräsidenten von Luxemburg. Es ist der erste konkrete Plan seitens Europas, binnen eines Jahrzehnts eine ökonomische Union zu schaffen – und gilt als Startschuss für die Bemühungen um die Schaffung einer gemeinsamen Währung.

Anfang August 1971 schickt Frankreich unter De Gaulle ein Kriegsschiff nach New York, um physisches Gold abzuholen, das Frankreich für seine US-Dollar bekommen sollte.