Sommer 2022
Zusammenbruch der internationalen Währungsordnung
Nach der Sperrung der russischen Währungsreserven durch den Westen, kommt es zum offenen Bruch in der internationalen Währungsarchitektur. Es regt sich erstmals aktiver Widerstand gegen die Vorherrschaft des US-Dollars. Nicht nur in Russland und China, sondern auch in Südamerika, Afrika und Südostasien – und auch wieder in Europa.
- Im Sommer 2022 prangert Putin in einer Rede die Sperrung der Währungsreserven und die gewaltige Inflationierung der westlichen Währungen
- Im Jahr 2022 ersetzt Russland nicht nur den Dollar sondern auch den Euro durch den chinesischen Yuan – sowohl als Reservewährung wie auch als Handelswährung – etwa an der Börse in Moskau. Russische Banken bieten ihren Kunden Konten in Yuan an und locken mit hohen Zinssätzen.
- Russland entfernt den Euro auch aus dem staatlichen Vermögensfonds.
- Putin unterstützt offen den Einsatz des Yuan auf internationaler Ebene und belebt den bereits 2018 gefassten Plan einer gemeinsamen BRICS-Währung als Alternative zum Dollar.
- Im November 2022 kündigte Ghana Pläne an, Öl mit Gold statt mit US-Dollar zu bezahlen.
- Im Dezember 2022 kommt es zu einem historischen Treffen zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und den Vertretern der Ölstaaten am Golf. Xi spricht offen vom Ölhandel in Yuan und verspricht ein „neues Paradigma der Kooperation“ zwischen China und den Ölstaaten des Nahen Ostens.
- Wenig später tritt China im Nahen Osten als diplomatischer Vermittler auf und erreicht die Verabschiedung eines Friedensplans zwischen Iran und Saudi Arabien.
- Im Januar 2023 kündigt Saudi Arabien erstmals an, Öl auch in anderen Währungen als dem Dollar handeln zu wollen. Der Saudische Finanzminister spricht konkret vom Euro.
- In Südamerika starten Argentinien und Brasilien die gemeinsame Arbeit an einer Währungsunion.
- Kenia trifft im Frühling 2023 mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten Vereinbarungen über den Kauf von Öl für kenianische Schillinge.
- Bei einem Treffen der Präsidenten Xi Jingping und Wladimir Putin im März 2023 vereinbaren China und Russland einen Ausbau der wirtschaftlichen und militärischen Kooperation. Xi formulierte damals die denkwürdigen Worte: „Right now there are changes – the likes of which we haven’t seen for 100 years – and we are the ones driving these changes together.“ Und Putin antwortete mit mit einem kurzen: „I agree.“
- Ebenfalls im März 2023 trafen sich die Finanzminister und Zentralbankgouverneure der ASEAN-Gruppe in Indonesien. Ganz oben auf der Tagesordnung standen Diskussionen über die Verringerung der Abhängigkeit von US-Dollar, Euro, Yen und britischem Pfund bei Finanztransaktionen und die Umstellung auf Abrechnungen in lokalen Währungen. Indonesien forderte seine Banken sogar auf, keine westlichen Kreditkarten mehr auszugeben.
- Nach einem Treffen mit Xi Jinping in China spricht auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron von der Notwendigkeit einer „strategischen Autonomie“ Europas und einer Alternative für den US-Dollar.
- Ebenfalls in China geht Brasiliens Präsident Lula scharf mit dem Dollar ins Gericht: „Why should every country have to be tied to the dollar for trade?… Who decided the dollar would be the (world’s) currency?“