September 2008

Die Finanzkrise und ihre Folgen

Nach der Lehman-Pleite und der großen Finanzkrise werden weltweit die Sorgen wieder größer, dass das US-Dollar-System am Ende angelangt sein könnte.

So äußert sich im März 2009 erstmals der Chef der People’s Bank of China (PBoC), Zhou Xiaochuan.In einer bemerkenswerten Rede bei der „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ (BIZ) fordert er die Abkehr vom US-Dollar und die Errichtung eines neuen Geldsystems. Chinas Notenbankchef nimmt dabei direkt Bezug auf die gesamte monetäre Geschichte seit 1944 und zitiert sowohl Keynes als auch dessen Bancor-Idee.

Im November 2009 berichtet der legendäre Journalist Robert Fisk von einer Abmachung zwischen China, Russland, Japan, der arabischen Welt und Frankreich (also der Eurozone), sich vom US-Dollar abzuwenden.

„In the most profound financial change in recent Middle East history, Gulf Arabs are planning – along with China, Russia, Japan and France – to end dollar dealings for oil, moving instead to a basket of currencies including the Japanese yen and Chinese yuan, the euro, gold and a new, unified currency planned for nations in the Gulf Co-operation Council, including Saudi Arabia, Abu Dhabi, Kuwait and Qatar.‚These plans will change the face of international financial transactions,‘ one Chinese banker said.‚America and Britain must be very worried. You will know how worried by the thunder of denials this news will generate.‘“

Im November 2010 sagt Wladimir Putin, dass Russland eines Tages dem Euro beitreten oder eine Währungsunion mit Europa bilden werde.

Ebenfalls im November 2010 spricht sich Weltbank-Präsident Robert Zoellick für Gold als„Referenzpunkt“ einer neuen monetären Ordnung aus.

Im Februar 2011 schlägt der damalige IWF-Chef Dominique Strauß Kahn vor, den US-Dollar als Weltleitwährung durch die Sonderziehungsrechte zu ersetzen. Er wird im Mai 2011 in New York festgenommen und tritt als IWF-Chef zurück. Die Vorwürfe gegen ihn werden von der Staatsanwaltschaft nach einigen Monaten fallengelassen.

Die PBoC gibt im November 2013 bekannt, dass es nicht mehr im Interesse Chinas sei, seine Reserven an US-Staatsanleihen auszubauen.

Am 5. Juli 2014 spricht sich der damalige CEO des europäischen Ölkonzerns Total, Christophe de Margerie, für die Nutzung des Euro im Ölhandel aus.Am 21. Oktober 2014 stirbt de Margerie bei einem Unfall am Flughafen von Moskau. Der CEO von Total war auf dem Rückweg von einer Besprechung mit dem russischen Ministerpräsidenten Dmitry Medvedev. De Margerie galt als Freund Russlands und als Kritiker der damals wegen der Krim-Annexion gegen Russland verhängten Sanktionen seitens des Westens. Sein Privatjet war mit einem Schneepflug kollidiert. Eine Ermittlung kam zu dem Schluss, dass der Fahrer des Schneepflugs betrunken war.

Russland und China unterzeichnen im Mai 2014 einen Gasdeal, der als„heiliger Gral“ bezeichnet wird. Er soll sich über 30 Jahre ziehen und wurde 10 Jahre lang verhandelt.

 

September 2014: China startet ein Gold-Fixing in Yuan in Shanghai, um die internationale Beteiligung am chinesischen Goldmarkt zu erhöhen.

 

Der luxemburgische Notenbanker und EZB-Direktor Yves Mersch sagt im November 2014, dass die EZB „Gold kaufen könnte, um die Wirtschaft anzukurbeln“. Es ist das klarste Signal bisher, dass die Zentralbanken der Eurozone nicht mehr auf der Verkäuferseite bei Gold stehen.

Bei seiner letzten großen Rede als EU-Kommissionschef geht Jean-Claude Juncker Ende 2018 direkt auf die internationale Rolle des Euros ein,und sagt,dass diese gestärkt gehöre und bezeichnet den EU-Energiehandel in US-Dollar als„absurd“. Seine Rede trägt den Titel„Die Stunde der europäischen Souveränität“.

 

In den Jahren 2018 bis 2022 kommt es zu vielen bilateralen Schritten zwischen Staaten wie China, Russland, Iran, Saudi-Arabien und den Europäern. Der Handel wird oft auf nationale Währungen umgestellt. Was es aber nicht gibt: Eine globale Währungskonferenz oder einen Paukenschlag.

 

Ein solcher Paukenschlag erfolgt im Frühling 2022 mit der Sanktionierung der russischen US-Dollar- und Euro-Währungsreserven nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine.