In Gold We Trust-Classics

Kryptos: Freund oder Feind?

„There is going to be one cryptocurrency that will be the online equivalent of gold and the one you’d bet on would be the biggest.“

Peter Thiel

Key Takeaways

  • Bitcoin: Wie Gold lässt sich die Geldmenge nicht beliebig manipulieren, weshalb sich die Kryptowährung als gutes Wertaufbewahrungsmittel entpuppen könnte.
  • Kryptowährungen sind digital und im Internetzeitalter nicht mehr wegzudenken. Sollte sich Bitcoin bewähren, könnte die Kryptowährung als digitales Gold zunehmend an Relevanz gewinnen.
  • Goldgedeckte Kryptowährungen könnten eine gewisse Stabilität in die Krypto-Welt bringen und es zudem wieder einfacher machen, Gold im Wirtschaftsleben zu verwenden.

Kryptos und Gold: verwandte Anlageklassen?

„Bitcoin is about the network effects. The first network effect is speculation. People have been collecting and speculating in gold and silver and sodium bicarbonate for centuries. The second network effect is going to be merchants accepting bitcoin because people are holding it speculatively. Then merchants are going to start using it as payment themselves because they accept it.“

Trace Mayer

Die Kryptowährungen erlebten 2017 einen kometenhaften Aufstieg und ließen viele Finanzexperten aufhorchen. Woher kommen sie und warum sind sie hier? Ökonomen wie Paul Krugman und insb. der Krypto-Hater Nouriel Roubini äußerten sich immer wieder negativ zu Kryptowährungen – wohl auch deshalb, weil dieses neue Phänomen so gar nicht in die Denkschablonen jener Ökonomen passt, die gegenwärtig als Koryphäen ihres Faches gelten.

Auch unter den Goldsympathisanten halten sich Befürworter und Kritiker in etwa die Waage. Die teilweise große Ambivalenz ist durchaus überraschend, zumal Bitcoin dem gelben Edelmetall nachempfunden sein soll. Nicht selten wird Bitcoin daher als „digitales Gold“ bezeichnet.

Wie wir bereits im Kapitel „In Bitcoin We Trust?“ in unserem letztjährigen In Gold we Trust-Report geschrieben haben ist eine Eigenschaft, die Bitcoin mit Gold teilt, dass es nicht durch eine Zentralbank inflationiert werden kann.[1] Zudem sind weder Gold noch Bitcoin jemand anderes Verpflichtung, weshalb sie kein unmittelbares Gegenparteirisiko aufweisen. Beide bieten sie Schutz vor Negativzinsen und vor der Demonetisierung von Fiatgeld.[2]

Bitcoin ist aber insofern besonders, als es als Zeichengeld angesehen werden kann, das ein Sachgeld imitiert. Ähnlich wie Gold müssen auch Bitcoins geschürft werden, nur eben auf digitale Weise. Die Herstellung neuer Bitcoins erfordert die Aufwendung von Energie, was eine Art der digitalen Knappheit durch die zeitliche Verzögerung des Schürfvorgangs sicherstellt. Im Unterschied zu Gold ist Bitcoin von Vornherein auf eine absolute Gesamtmenge von 21 Millionen Einheiten begrenzt. Diese sollen allesamt im Jahre 214o geschürft sein. Bitcoin ist so programmiert, dass ungefähr alle zehn Minuten eine gewisse Anzahl neu geschürft wird. Seit der Entstehung 2008 nimmt diese Menge neugeschaffener Bitcoins alle vier Jahr ab. Heute sind wir bei 12,5 Bitcoins alle 10 Minuten – 2020 werden es noch 6,25 sein, 2024 noch 3,125.

Schon vor einem Jahr haben wir auf die Ähnlichkeit von Gold und Bitcoin in Bezug auf deren jeweilige Stock-to-Flow Ratio (SFR) hingewiesen. Während Gold eine SFR von ca. 64 Jahren besitzt, liegt diejenige von Bitcoin bei ungefähr 25 Jahren.

Aktuelles Stock to Flow-Ratio: Bitcoin und Gold

Aktuelles Stock to Flow-Ratio: Bitcoin und Gold

Quelle: World Gold Council, bitcoinblockhalf.com, Incrementum AG

Weil sich die Anzahl neugeschaffener Bitcoins alle vier Jahre halbiert, wird sich das SFR von Bitcoin im Laufe der Zeit weiter erhöhen. Im Jahr 2024 wird es bei ca. 119 Jahren liegen.[3] Die SFR von Bitcoin wird dann ceteris paribus um etwa das Doppelte höher sein als die von Gold. Für viele macht dieser Umstand Bitcoin zum ultimativen Wertaufbewahrungsmittel, das künftig sogar Gold überlegen sein soll.

Stock to Flow-Ratio im Zeitablauf: Bitcoin und Gold

Stock to Flow-Ratio im Zeitablauf: Bitcoin und Gold

Quelle: World Gold Council, bitcoinblockhalf.com, Incrementum AG

Bitcoin: Eine Kampfansage an Gold?

„The world ultimately will have a single currency, the internet will have a single currency. I personally believe that it will be bitcoin.“

Jack Dorsey

Seit sich Bitcoin mit seinem fulminanten Preisanstieg im vergangenen Jahr ins Rampenlicht katapultiert hat, sehen einige Analysten die Stellung von Gold als sicherer Hafen bedroht. Immer wieder hört man das Argument, wonach Bitcoin Gold einen großen Teil dessen Marktkapitalisierung streitig machen könnte. Davon ist Bitcoin noch allerdings sehr weit entfernt. Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt bei etwa 140 Mrd. USD, während Gold eine Marktkapitalisierung von über 7 Bilionen USD aufweist.

Doch was spricht dafür, dass Bitcoin im Vergleich zur Marktkapitalisierung von Gold in Zukunft Boden gutmachen könnte – vielleicht sogar auf Kosten von Gold? Es ist der Umstand, dass unser Leben zunehmend digitaler wird. Mit der Entstehung des Internets hat sich die zwischenmenschliche Kommunikation grundlegend verändert. Heute ist die direkte weltumspannende Kommunikation in Echtzeit, wie diese von Instant-Messenger aller Art ermöglicht wird, nicht mehr wegzudenken. Auf ähnliche Art und Weise soll sich durch das Aufkommen von Bitcoin nun auch eine fundamentale Änderung ergeben, wie Menschen Werteinheiten über das Internet unmittelbar miteinander austauschen.

Insbesondere die Millennials dürften hier eine entscheidende Rolle spielen. Als „digital natives“ aufgewachsen, pflegen sie einen anderen, neuartigen Lebensstil. Genauso wie sich angeblich weibliche Millennials zum Valentinstag mehr über einen per Smartphone empfangenen digitalen Blumenstrauß freuen[4], könnte für diese Generation das digitale Gold in Form von Bitcoin realer sein als das echte.

Die digitale Revolution, wie sie häufig genannt wird, geht auch an der Finanzwelt nicht spurlos vorbei. Denn die „digital natives“ von heute sind die Kunden der Finanzindustrie von morgen. Weil Bitcoin und andere Kryptowährungen die Banken in ihrer Existenz bedrohen, müssen sich diese neuen Wege überlegen, wie auf diese Entwicklung bestmöglich zu reagieren ist. Eine Möglichkeit besteht in der Integration dieser neuen Anlageklasse rund um Bitcoin in ihre Geschäftsmodelle, um die Gefahr des Kundenverlusts durch Kooptierung zu neutralisieren.

Nicht nur innovative Geschäftsbanken, auch für die Zentralbanken selbst dürfte Bitcoin künftig von Interesse sein. Noch heute halten die wichtigsten Notenbanken einen Teil ihrer Aktiva in physischem Gold. Dieses dient ihnen als Sicherheitspuffer für ihre eigenen nationalen Währungen. Es ist nicht auszuschließen, dass Zentralbanken diesen Sicherheitspuffer in Zukunft mit Bitcoin als neue Reserve-Anlage ergänzen könnten.[5] Mario Draghi hat bereits mit seiner Aussage aufhorchen lassen, dass europäische Banken in absehbarer Zukunft Bitcoin-Positionen halten könnten.[6]

Aufgrund des dezentralen Aufbaus könnte Bitcoin als unabhängiges Asset zweifelsohne geopolitische Relevanz erlangen, vorausgesetzt es erweist sich über die nächsten Jahre als nicht angreifbare Wertanlage. Für einige wenige Querdenker scheint Bitcoin diese geopolitische Komponente bereits innezuhaben. Deren Argument lautet: Warum sonst hätte die bis heute so zögerliche US-Regulierungsbehörde die Bitcoin-Futures plötzlich bewilligt und das nur knapp eine Woche nach der Ankündigung Russlands, Chinas, Indiens und Brasiliens, eine neue Goldhandelsplattform ins Leben zu rufen? Dass China und Russland ihre Goldbestände in den vergangenen Jahren massiv aufzustocken begonnen haben und so auf eine De-Dollarization hinarbeiten, ist allgemein bekannt.[7] Die Querdenker halten es deshalb für möglich, dass die USA dieses Spiel durchschaut haben und deshalb in Bitcoin eine neue Alternative im geopolitischen Ränkespiel des globalen Währungswettbewerbs sehen. Während das den USA nahestehende Japan den Kryptowährungen wohlgesinnt zu sein scheint, haben sich Russland und China eher kritisch gezeigt. Die chinesische Regierung hat sogar schon einige Male versucht, mittels Verboten und harter Regulierung gegen Bitcoin vorzugehen.[8] Natürlich handelt es sich hier um hypothetische Auslegungen dieser jüngsten Ereignisse, die etwas weithergeholt wirken mögen – absurd sind derartige Interpretation allerdings nicht.

Um den gleichen monetären Status wie Gold zu erreichen, wird sich Bitcoin über die nächsten Jahre noch beweisen müssen. Gold hat seine Werthaltigkeit über mehrere tausend Jahre unter Beweis gestellt und ist deshalb zur unabhängigen Reserve-Anlage aufgestiegen. Kritiker von Bitcoin weisen mit Recht darauf hin, dass die Kryptowährung bislang nur das ungewöhnliche Marktumfeld seit der letzten Finanzkrise kennt. So haben Zentralbanken in den letzten zehn Jahren – also exakt während der bisherigen Lebenszeit von Bitcoin – mit ihrer ultraexpansiven Geldpolitik für eine regelrechte Everything-Bubble gesorgt.Von der Everything-Bubble haben die Kryptowährungen sicherlich auch profitiert. Gleichzeitig haben die Zentralbanken die Marktvolatilität in den Keller gedrückt und die Risikoeinpreisung auf den Finanzmärkten de facto eliminiert. Wie wird sich aber Bitcoin in einer Rezession verhalten? Und wie wird der Bitcoin-Preis im Zuge eines möglichen Crashs an den Finanzmärkten reagieren? Diesen Test müssen Bitcoin und die restlichen Kryptowährungen noch bestehen. Wir gehen davon aus, dass sich im Zuge eines solchen Crash-Umfeldes die digitale Spreu vom Weizen trennen wird.

karikatur

Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Hedgeye

Gold und Bitcoin – eine fruchtbare Symbiose?

„Unlike every previous bubble in history, bitcoin prices do not generate a supply response. Real estate bubbles cause overcapacity in real estate; government bond bubbles bring government spending and huge supplies of new government bonds. But the quantity of bitcoin increases at a steadily slowing pace. And the higher its price runs, the more it seems to validate price targets of hundreds of thousands or even millions, enticing those who own bitcoin to take them off the market.“

Dan Oliver

Die Zukunft muss allerdings nicht zwingend einen bitteren Kampf um die Vormachtstellung des ultimativen unabhängigen Reserve-Assets bringen. Gold und Bitcoin können nicht bloß koexistieren, sie lassen sich sogar kombinieren, um das Beste aus beiden Welten zu bekommen. So gibt es zahlreiche Vorstöße, Gold, aber auch andere Edelmetalle, auf eine Blockchain zu bringen.

Goldgedeckte Kryptowährungen

Das zentrale Problem ist, dass bestehende Kryptowährungen wie Bitcoin momentan großen Marktschwankungen ausgesetzt sind. Dagegen könnte eine goldgedeckte Kryptowährung Abhilfe schaffen. Gold ist bedeutend preisstabiler als Bitcoin, nicht zuletzt deshalb, weil das gelbe Edelmetall aufgrund der Schmuck- und Recycling-Industrie über einen Puffer verfügt, der die Volatilität abmildert. Damit sich der Krypto-Markt langfristig etablieren kann und Kryptowährungen auch bei Unternehmen Verwendung finden, ist er auf sogenannte Stablecoins[9], also preisstabile Kryptowährungen angewiesen. Goldgedeckte Kryptowährungen könnten hier eine „best of both worlds“-Lösung darstellen. Im nachfolgenden wollen wir einige konkrete Anwendungen vorstellen.

Vor kurzem hat TradeWind Market – ein von Sprott Inc., Goldcorp und IEX Group gegründetes Technologieunternehmen – eine neue digitale Goldhandels- und Settlement-Plattform lanciert. Mit Hilfe der Plattform soll der Goldhandel signifikant vereinfacht und beschleunigt werden und die Transaktionskosten reduziert werden. TradeWind bietet zudem ein dezentrales Register, das die Handelsabwicklung, das Account-Management und die Buchhandlung sicherstellen soll.[10]

Perth Mint, die staatliche Münzprägeanstalt Australiens, hat angekündigt, eine durch Gold gedeckte Kryptowährung zu entwickeln. Die Lancierung einer goldgedeckten Kryptowährung verschafft dieser einen intrinsischen Wert, der vertrauensbildend wirkt. Denn gewöhnlich sind Kryptowährungen nur durch die Technologie selbst „gedeckt“.[11]

Die britische Royal Mint und die CME Group haben vor kurzem Royal Mint Gold (RMG) ins Leben gerufen, den sie als neuen digitalen Gold-Standard bezeichnen. Der RMG ist ein neues Anlageprodukt, das eine kostengünstige, sichere und bequeme Art ermöglichen soll, physisches Gold zu handeln. Jeder existierende RMG soll mit einem Gramm Gold gedeckt sein. Dieses Gold wird in einem Tresorraum verwahrt, der durch die Royal Mint kontrolliert und auditiert wird.[12]

Gleichzeitig soll die CME Group die Handelsplattform für den Echtzeit-Handel der RMG-Token zur Verfügung stellen. Letztlich sind die RMG-Token als elektronische Lagerempfangsscheine anzusehen, die den Inhaber berechtigen, eine entsprechende Menge an physischem Gold zu erhalten. Der Wert eines RMG-Token ist somit eng an den Goldpreis gekoppelt. Im Gegensatz zur traditionellen Goldanlage sollen keine Lager- oder Managementgebühren anfallen.[13] Allerdings muss jeder, der sich in das RMG-System einkauft, eine – noch nicht näher definierte – Prämie bezahlen, die über dem Kassakurs von Gold liegt. Von dieser Handelsspanne profitieren die Herausgeber des RMG-Tokens.[14]

Über eine Blockchain soll die lückenlose Aufzeichnung und Auditierung des Goldes im Tresor der Royal Mint sichergestellt werden. Die Blockchain bringt den Vorteil, dass jedermann zu jeder Zeit mittels RMG Block-Explorer überprüfen kann, ob die Gesamtmenge aller umlaufenden RMG-Token tatsächlich mit den durch die Prüfer bekannt gegebenen Tresorgoldbeständen übereinstimmt. Die RMG-Blockchain ermöglicht es jedem Goldbesitzer zu beweisen, dass er der tatsächliche Eigentümer des gelben Edelmetalls ist. Ein weiterer Vorteil des RMG-Token-Modells sollen die niedrigen Eintrittshürden sein. Laut RMG lässt sich auch nur ein einziger Token erwerben, der mit einem Gramm Gold gedeckt ist.

Der auf einer Blockchain basierende Goldhandel verspricht zudem einen weiteren gewaltigen Vorteil. Es steht außer Zweifel, dass die Anzahl heutiger Papiergeldzertifikate die Menge an real vorhandenem Gold bei weitem übersteigt. Der Grund dafür sind u. a. Derivative, die einen gewaltige Hebelung und eine einfache Goldpreismanipulation ermöglichen. Wenn über eine Blockchain tatsächlich sicherstellt werden könnte, dass jede Unze physischen Goldes nur von einer Person gehalten werden kann, würde dies die Fähigkeit der Marktteilnehmer erheblich verringern, überschüssiges Papiergold zu erzeugen. Mit anderen Worten, die Digitalisierung von Gold auf der Blockchain sollte es ermöglichen, die Hebelwirkung finanzieller Akteure auf dem Papiergoldmarkt einzuschränken.

Mit Gold bezahlen einfach gemacht

Eine Kombination von Gold und Blockchain-Technologie hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil. Mithilfe der neuen Technologie soll Gold wieder einfacher in die heutigen Zahlungssysteme integriert werden. Auf diese Weise könnte das gelbe Edelmetall insbesondere den bereits angesprochenen Millennials einfacher zugänglich gemacht werden. Da diese einen digitalen Lebensstil führen, ist kaum davon auszugehen, dass eine Vielzahl der „digital natives“ das Gold in Zukunft noch physisch erwerben will. Ließe sich das Gold allerdings über einen Token erwerben, stiegen wohl die Chancen, dass auch die Millennials Gold kaufen werden.

Deshalb soll Gold tokenisiert werden, wie das in Ansätzen am Beispiel des RMG-Token beschrieben wurde. Tokenisierung bedeutet, dass Goldbarren oder Goldmünzen über kryptografische Verschlüsslung mit einem Token versehen werden. Der Token seinerseits ist auf der entsprechenden Blockchain vermerkt. Auf den Token und die entsprechende Menge Gold hat nur Zugriff, wer auch über den privaten Schlüssel für diesen Token verfügt. Der Token und indirekt auch das Gold kann so gehandelt und als Sicherheit oder als Zahlungsmittel verwendet werden.

Eines der bekanntesten Beispiele für einen solchen Versuch der Tokenisierung von Gold ist das Konzept von DigixDAO.[15] Dabei handelt es sich um ein Open-Source-Projekt, das darauf abzielt, Vermögensgüter wie Gold über die Ethereum-Blockchain zu tokenisieren. Ein DGX-Token soll einem Gramm Gold entsprechen, wobei das Gold in einem geprüften Tresor in Singapur aufbewahrt werden soll. Der Eigentumsanspruch soll durch ein „Proof of Asset“-Protokoll sichergestellt werden.[16]

Letztlich ist der DGX-Token als ausgabefähiger, digitaler Lagerhausschein für Gold gedacht, dessen Eigentum über die Ethereum-Blockchain zugeteilt und damit sichergestellt werden soll. Natürlich ist diese Art der Zahlung durch Übertragung von Ansprüchen auf Gold, das in Tresoren liegen bleibt und physisch den Besitzer nicht wechseln muss, ein ziemlich alter Hut. Bereits die ersten modernen italienischen Banken taten dies. Neu ist, dass es sich bei diesen Forderungen um eigentliche Lagerhaus- und nicht um Schuldforderungen handeln soll.

Die Synthese von Gold und Blockchain soll zudem dafür sorgen, dass das Edelmetall wieder einfacher ausgegeben werden kann, also umläuft. Denn es ist eine Tatsache, dass Gold heutzutage primär als Wertaufbewahrungsmittel gehortet wird. Bei Bitcoin scheint das momentan ebenso der Fall zu sein. Goldgedeckte Token sollen hier Abhilfe schaffen und Gold wieder als Zahlungsmittel etablieren.

Auch einer der bekanntesten und angesehensten Namen innerhalb der Edelmetall-Community versucht die Blockchain-Technologie zu nutzen. Goldmoney hat ebenfalls eine neue und höchst innovative Plattform ins Leben gerufen. Diese ermöglicht es den Nutzern, in den Tresoren der Royal Canadian Mint gelagertes Gold zu erwerben. Die dafür getätigten Transaktionen werden in einer privaten Blockchain aufgezeichnet. Als Käufer bezahlt man eine Gebühr von 0,5% und erhält eine kostenlose Lagerung für bis zu einem Kilogramm Gold.[17]

Goldmoney hat aber auch das Geschäft mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen gestartet. Seit Anfang dieses Jahres bietet das Unternehmen seinen Nutzern an, direkt prüffähig und AML-konform[18] Bitcoin, Ethereum und bald auch Bitcoin Cash kaufen und auch lagern zu können. Goldmoney erklärt zudem, dass die Krypto-Währungsbestände der Kunden, die in einer Cold-Storage-Lösung[19] aufbewahrt werden, passwortgeschützt und so vor der Verwendung in Hot-Wallets[20] geschützt sind.[21]

Eine weitere goldgedeckte Kryptowährung, die auch als Zahlungsmittel fungieren soll, trägt den Namen OneGram. Diese Kryptowährung wurde in Dubai lanciert und ist eines der wenigen Sharia-konformen Kryptoassets. OneGram bietet seinen Investoren zudem die Möglichkeit an, Aktionär zu werden. Es ist vorgesehen, dass wenn mehr Gold pro Aktie im vorgesehenen Tresorraum lagert, die Anleger davon profitieren werden. Der Tresor soll sich in der Dubai Airport Free Zone befinden.

Die bereits erwähnte australische Münzanstalt Perth Mint möchte ein weiteres Projekt mit Namen Ozcoin lancieren. Ähnlich wie OneGram verspricht dieses australisch-amerikanische Projekt nur eine beschränkte Anzahl an Token ausgeben zu wollen. Jeder Ozcoin-Token soll ebenfalls zu 100% mit Gold gedeckt sein. Es gibt allerdings zwei wichtige Punkte, die es in diesem Zusammenhang zu beachten gilt. Erstens, nur ein Drittel der Goldreserven wird effektiv bereits geschürft und frei verfügbar sein. Die anderen zwei Drittel werden gewissermaßen als Reserve von einem Goldminenunternehmen gehalten. Zweitens sollen die Token erst nach fünf Jahren gegen Gold eingetauscht werden können.[22]

Gold für alle

Doch nicht alle goldgedeckten Token haben das erklärte Ziel, als Zahlungsmittel zu funktionieren. So will HelloGold, ein Start-up mit Hauptsitz in Malaysia, den Menschen dazu verhelfen, Ersparnisse in Gold anzulegen. Dabei stehen Länder im Vordergrund, welche in den vergangenen 20 Jahren mit massiven Wechselkursschwankungen zu kämpfen hatten. Während es für wohlhabendere Personen ein Leichtes ist, ihre Ersparnisse in Immobilien oder Aktien zu parken, wurden vor allem die ärmeren Schichten von den Wechselkursschwankungen hart getroffen. Aus diesem Grund hat es sich HelloGold zum Ziel gesetzt, eine Alternative in Form der HelloGold Token zu bieten. Auf diese Weise sollen auch die weniger wohlhabenden Menschen ihre Ersparnisse über eine goldgedeckte Kryptowährung schützen können.[23]

David FergusonHelloGold hat hierfür zwei verschiedene Token ins Leben gerufen. Der eine Token, der GBT, ist mit einem Gramm Gold gedeckt, das in einem geprüften und versicherten Tresorraum in Singapur lagert. HelloGold arbeitet an einer Möglichkeit, den GBT direkt über die HelloGold-App zu kaufen. Gleichzeitig soll es auch möglich werden, Goldersparnisse, die bereits über die App gehalten werden, in GBT umzuwandeln. Der zweite Token trägt das Kürzel HGT und ist durch keinen realen Vermögenswert gedeckt. Die dadurch generierten Einnahmen dienen dazu, die Ziele der HelloGold-Foundation voranzutreiben.[24]

An dieser Stelle wurden nur einige der Projekte diskutiert, die eine Fusion der Gold- und Krypto-Welt anstreben. Es gibt noch viele weitere Initiativen, welche hier lediglich mit Namen erwähnt werden sollen. Die etwas bekannteren sind: AnthemGold, Xaurum, Zengold,Flashmoni, GoldCrypto, Gold Bits Coin, XGold Coin, AurusGold, PureGold und Reales.[25]

Fazit

„Finally, Bitcoin will go through hick-ups. It may fail; but then it will be easily reinvented as we now know how it works. In its present state, it may not be convenient for transactions, not good enough to buy your decaffeinated expresso macchiato at your local virtue-signaling coffee chain. It may be too volatile to be a currency, for now. But it is the first organic currency.“

Nassim Taleb

Obwohl es einige immer noch nicht wahrhaben wollen, scheint doch klar zu sein: Die Krypto-Welt rund um Bitcoin und andere Kryptowährungen ist gekommen, um zu bleiben. Die Krypto-Assets sind gewissermaßen der Trumpf, den die jüngeren Generationen, die Millennials, gegenüber den älteren Semestern haben.

Ist Bitcoin also doch eine Gefahr für Gold? Oder gar allgemeiner: Sind Kryptos eher Feind als Freund? Es scheint außer Frage zu stehen, dass die zahlreichen Krypto-Projekte in den nächsten Jahren wohl mehr Aufmerksamkeit und daher auch mehr Kapital anziehen werden. Schlichtweg vor allem deswegen, weil die Kryptos im Vergleich zu den traditionellen Anlageklassen immer noch sehr klein sind und daher viel Aufholpotenzial haben. Ebenfalls scheint jedoch klar zu sein, dass Gold immer eine zentrale Stellung innerhalb des Finanzsystems einnehmen wird.

Doch wie wir in diesem Kapitel gezeigt haben, müssen Gold und Kryptowährungen nicht als Gegensätze angesehen werden. Natürlich haben beide ihre Vor- und Nachteile. Diese ergänzen sich jedoch und es gibt keinen Grund, Gold und die Kryptowährungen gegeneinander auszuspielen. Wie Gold stiftet Bitcoin Vertrauen, das allerdings nicht von einer zentralen Einheit abhängig ist. Die Vertrauensgrundlage ergibt sich letztlich durch ein dezentralisiertes Vertrauensnetzwerk.

Bitcoin und Gold sind keine Konkurrenten, sondern sind viel eher Komplementäre. Während Gold eine bewährte Konstante darstellt, ist Bitcoin zurzeit ein noch wachsender Vermögenswert. Beides ermöglicht Chancen. Die Fusion von Kryptowährungen und Gold schafft zudem eine weitere Alternative zu den staatlich kontrollierten Papierwährungen. Obschon nicht davon auszugehen ist, dass die Papierwährungen über Nacht obsolet werden, ist der Aufstieg von mit Gold unterlegten Kryptowährungen eine Entwicklung, die man aufmerksam verfolgen sollte.

Vor lauter Euphorie darf aber nicht vergessen werden, dass beim Thema der Gold hinterlegten Kryptowährungen immer noch viele Fragen offen sind. Zudem haben unsere Recherchen zu vielen der aufstrebenden Gold gedeckten Krypto-Projekte gezeigt: Die verfügbaren Informationen über die einzelnen Projekte sind nicht immer transparent und oft nur skizzenhaft ausformuliert. Auch ist man zurzeit keinesfalls vor Betrügereien gefeit, weshalb man als Investor besonders vorsichtig sein sollte. Gleichwohl sind solche Negativbeispiele kein Grund dafür, diese neue Industrie gänzlich abzulehnen. Die Zukunft bleibt spannend und es ist nicht auszuschließen, dass sich aus den derzeitigen Innovationen wegweisende Strukturen bilden, die die Krypto- und Goldwelt nachhaltig verändern werden.

[1] Vgl. „In Bitcoin we Trust“, In Gold we Trust-Report 2017, S. 124-133

[2] Vgl. „In Bitcoin we Trust“, In Gold we Trust-Report 2017, S. 124-133

[3] Vgl. „In Bitcoin we Trust“, In Gold we Trust-Report 2017, S. 124-133

[4] Diese Entwicklung können die Autoren dieser Zeilen und vermutlich auch der Blumenhandel nicht unbedingt nachvollziehen.

[5] Vgl. „2018: The Year Central Banks Begin Buying Cryptocurrency, Coindesk“, Eugene Etsebeth, 17. Dezember 2017

[6] Vgl. „European Banks Could Soon Hold Bitcoin, Admits ECB President“, CCN, 8. Februar 2018

[7] Vgl. „Die Große De-Dollarization: Goodbye Dollar, hello Gold?“, In Gold we Trust-Report 2017

[8] Vgl. „Trace Mayer: Bitcoin Can Become Reserve Asset”, Valentin Schmid, The Epoch Times, 19. Jänner 2018

[9] Vgl. „Stablecoins: designing a price-stable cryptocurrency”, Hackernoon, 19. Februar 2018

[10] Vgl. „This New Blockchain Platform Aims to Give Gold a Digital Edge”, Bloomberg, 26. März 2018

[11] Vgl. „Cryptocurrency backed by gold being developed by Perth Mint to entice investors back to precious metals“, ABC News, 23. Jänner 2018

[12] Vgl. „How it works” Webseite der Royal Mint Gold

[13] Vgl. „FAQ“ Webseite der Royal Mint Gold

[14] Vgl. „Combining Bitcoin with Gold”. Foundation of Economic Education, 29. Oktober 2017

[15] Vgl. Webseite des Projekts DigixDAO

[16] Vgl. „DigixDao — The Future Of Gold & A Solid Investment”, Medium, 14. September 2017

[17] Vgl. „Goldmoney and the Royal Canadian Mint Record Gold Transactions on Blockchain”, Cointelegraph, 22. Dezember 2016

[18] Anti-Money Laundering

[19] Dabei wird sichergestellt, dass die Krypto-Assets möglichst sicher verwahrt sind. Bei einer Cold-Storage-Lösung werden die Krypto-Assets offline aufbewahrt, was die Angriffsfläche für allfällige Hacker verringert.

[20] Eine Hot-Wallet ist online und eignet sich daher für die Durchführung von Transaktionen. Sie ist dafür deutlich anfälliger für Hacker-Attacken.

[21] Vgl. „Goldmoney Launches Ether and Bitcoin Cash Cold Storage“, Bitcoin-News, 1. März 2018

[22] Vgl. Webseite von OzGold

[23] Vgl. Webseite von Hellogold: FAQ

[24] Vgl: I really don’t get these HelloGold Tokens, Medium, 23. September 2017

[25] Vgl. „Gold Backed Cryptocurrency”, The Hutch Report, sowie „Gold-Backed Cryptocurrencies: Icing On An Already Tasty Cake”, Dollar Collapse, 01. Februar 2018

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Ronald Stöferle und Mark Valek Autoren des In Gold We Trust report

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