Saudi-Arabien: Ein aufstrebender Gigant im Bergbau
„The mining sector in Saudi Arabia is an untapped resource, and it is planned to be the third pillar of the Saudi industry alongside oil, gas, and petrochemicals It aims to contribute to further prosperity and aligns closely with the Kingdom’s development.“
Mohammed bin Salman
- Saudi-Arabien möchte seinen Reichtum an Bodenschätzen nutzen, um neben der Öl- und der petrochemischen Industrie den Minensektor zur „dritten Säule“ der saudischen Volkswirtschaft zu machen.
- Der Arabisch-Nubische Schild, der sich über den Westen Saudi-Arabiens erstreckt, birgt ein enormes Potenzial an Bodenschätzen, darunter Gold im Wert von geschätzten 2,5 Bill. USD.
- Der saudische Bergbaugigant Ma’aden stößt allen voran in seinem Mansourah-Massarah-Minenkomplex auf Gold im großen Stil, und strebt an, seine Goldproduktion bis 2040 zu vervierfachen.
- Internationale Schwergewichte von Chinas Geological Survey bis zu Barrick und Ivanhoe Electric schließen sich mit Saudi-Arabien zusammen und setzen große Summen auf den Mineralienboom im Königreich.
- Die saudische Regierung steht hinter dem Minensektor und hat eine Beschleunigung des Lizenzierungsverfahrens, Anreize für Explorationsarbeiten und Unterstützung bei den Investitionsausgaben angeboten, um Minenunternehmen zu Investitionen zu veranlassen.
Einführung
Das Königreich Saudi-Arabien (KSA), das für seine enorme Öl- und Gasförderung bekannt ist, hat vor kurzem damit begonnen, den Fokus vermehrt auf den Minensektor zu legen, um die Wirtschaft zu diversifizieren und in die Zukunft des Landes zu investieren.
Ein Beispiel für diese Diversifizierung ist Saudi-Arabiens 2016 ins Leben gerufene ehrgeizige Entwicklungsstrategie Vision 2030. Sie zielt nicht nur darauf ab, die saudische Wirtschaft breiter aufzustellen und die Abhängigkeit des Landes vom Öl zu verringern, sondern auch darauf, das Land zu einem regionalen Wirtschaftszentrum von der Industrie über das Finanzwesen bis hin zum Technologiesektor zu machen, Arbeitsplätze zu schaffen und ausländische Investitionen anzuziehen.
Der Grund dafür ist, dass Saudi-Arabien über reichhaltige Bodenschätze verfügt. Nach Angaben des Saudi Arabian Geological Survey wurden bislang 48 verschiedene Mineralien entdeckt, mindestens 15 sind kommerziell nutzbar. Die Regierung hofft, dass die Förderung dieser Ressourcen für Wachstum, Diversifizierung und ausländische Investitionen sorgen wird. Zu diesem Zweck wurde 2019 das saudische Ministerium für Industrie und Bodenschätze als Teil der Vision 2030 gegründet. Bandar bin Ibrahim Al-Khorayef, der saudische Minister für Industrie und Bodenschätze, erklärte im Jahr 2022:
„We aim for the mining sector to become the third pillar of the Saudi economy, and the Kingdom has a great opportunity to become a qualified and reliable destination for the mining industry on a global level, given the vast mining resources estimated at 5 trillion SAR that are available in the Kingdom.“
Der Arabisch-Nubische Schild: Eine geologische Goldmine
Saudi-Arabien ist deshalb so reich an Bodenschätzen, weil ein großer Teil des Westens der arabischen Halbinsel im geologisch wichtigen Arabisch-Nubischen Schild (ANS) liegt.
Karte des Arabisch-Nubischen Schildes, Quelle: Gad, Sabreen, El-Shafei Mohamed und Kusky, Timothy M.: „Integrated satellite remote sensing and field based structural analysis of the Late Proterozoic Wadi Kid metamorphic belt, Sinai Peninsula, Egypt“, Gondwana Research, 11, 2007, S. 326 –335, S. 327
Der ANS ist eine riesige geologische Struktur von 3 Mio. Quadratkilometern, die sich vom westlichen Saudi-Arabien über das Rote Meer bis zum östlichen Ägypten erstreckt und Teile des Sudans, Äthiopiens und Jemens einschließt. Der ANS ist für seine reichen Mineralienvorkommen bekannt, darunter Kupfer, Zinn, Nickel, Bauxit, Chromit, Niob, Tantal und vor allem bedeutende Goldvorkommen. Der westliche Teil Saudi-Arabiens wird im wahrsten Sinne des Wortes vom ANS beherrscht.
Aufgrund der Fülle an unentdeckten Rohstoffen, darunter Seltene Erden, Gold, Zink, Kupfer und Phosphate, wurde deren geschätzte Gesamtbewertung regelmäßig nach oben angepasst. So erhöhte die saudische Regierung diese im Jänner 2024 um 92% von 1,3 auf 2,5 Bill. USD, womit das Königreich zu einem weltweit wichtigen Akteur im Bergbausektor avancierte. Laufende Explorationsarbeiten geben Anlass zur Annahme, dass sich diese Bewertung noch deutlich erhöhen wird, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass bisher nur 30% der Fläche des ANS nach Rohstoffen untersucht wurden.
Im benachbarten Ägypten wurde das Potenzial des ANS für den Goldabbau bereits in der Sukari-Goldmine in der östlichen Wüste Ägyptens, nur 25 km vom Roten Meer entfernt, unter Beweis gestellt. 2023 förderte die Sukari-Mine, die zunächst Centamin gehörte, aber im November 2024 von AngloGold Ashanti übernommen wurde, 450.000 Unzen (14 t) und verfügt über ausgewiesene Goldreserven von 5,8 Mio. Unzen (180 t). Dies entspricht einer Förderdauer von 13 Jahren. Tatsächlich erklärte Centamin 2023, dass der ANS „remains one of the few underexplored gold belts“, eine Tatsache, die den Saudis nicht verborgen geblieben ist.
Ma’aden: Ein aufstrebender Goldbergbaugigant
Auf der anderen Seite des Roten Meeres in Saudi-Arabien steht die Saudi Arabian Mining Company, besser bekannt unter dem Namen Ma’aden, an der Spitze der saudischen Explorationsarbeiten und der Goldproduktion. Ma’aden ist das größte Minenunternehmen sowohl in Saudi-Arabien als auch im Nahen Osten und befindet sich zu 67% im Besitz des saudi-arabischen Public Investment Fund (PIF), der mit einem Gesamtvermögen von 925 Mrd. USD der sechstgrößte Staatsfonds der Welt ist.
Ma’aden-Aktienkurs, in SAR, 01/2009–04/2025
Quelle: LSEG, Incrementum AG
Obwohl mehrheitlich im Besitz der saudischen Regierung, ist Ma’aden auch ein börsennotiertes Unternehmen, dessen Aktien an der saudischen Börse gehandelt werden, CEO ist der US-Amerikaner Bob Wilt. Ma’aden fördert insbesondere Phosphate, Bauxit (der wichtigste Rohstoff für Aluminium), Kupfer, Gold und andere Industriemineralien wie Magnesium. Seit seiner Gründung 1997 hat Ma’aden eine enge Verbindung zu Gold: „Gold enjoys a special status at Ma’aden as the first commodity ever mined by the company. The company at its inception earned almost all its earnings from gold production.“
Die Förderung von Gold betreibt die Base Metals and New Minerals Company (BMNM), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Ma’aden. Entscheidend ist, dass Ma’aden nun eine noch bedeutendere Rolle in den Mineralien- und Bergbauplänen des Königreichs einnimmt: „further projects are underway consistent with Ma’aden being the third pillar of Vision 2030 for the Saudi Arabia’s economy.“
Gold macht bereits einen Großteil der Einnahmen von BMNM aus, der Rest stammt aus dem Abbau von Silber, Kupfer und Zink. 2023 förderte Ma’aden in allen sieben derzeit in Betrieb befindlichen Goldminen in Saudi-Arabien, die alle in der Zone des Arabischen Schildes liegen, insgesamt 407.000 Unzen Gold (12,65 t):
- Ad Duwayhi: 147.294 Unzen.
- Die 70 km voneinander entfernten Goldminen Yje Bulghah und Sukhaybarat: insgesamt 58.516 Unzen.
- Die Mahd Adh Dhahab Mine, auch bekannt als Gold Cradle Mine, eine historische Mine in der Region Al Madinah, in der 2023 insgesamt 22.954 Unzen gefördert wurden. Bereits vor 3.000 Jahren wurde in Mahd Adh Dhahab Gold abgebaut, und Historiker spekulieren, dass sich an diesem Ort die sagenumwobene Goldmine von König Salomon befinden könnte.
- Die Al Amar: 20.260 Unzen.
- Die Mine As Suq: 850 Unzen.
Unter allen Minen sticht jedoch Ma’adens neuestes und größtes Bergbaugebiet in der Region Makkah hervor. 2023 konnte die Produktion um das Zwölffache auf 146.038 Unzen gesteigert werden.
Der saudi-arabische Bergbaugigant geht davon aus, dass dies erst der Anfang ist, da das Unternehmen eine bedeutende Goldentdeckung gemacht hat, die auf potenziell riesige Goldressourcen hindeutet. Einer Aussendung von Maa’den zufolge wurden mehrere hochgradige Goldvorkommen entlang eines 100 Kilometer langen Streifens südlich der Mansourah-Massarah-Minen in einem Gebiet namens Uruq South entdeckt.
Diese Erkenntnisse beruhen auf Bohrergebnissen, die eine Reihe von Goldgehalten zwischen 10,4 und 20,6 Gramm pro Tonne aufwiesen. Angesichts dieser hochgradigen Bohrentdeckungen hat Ma’aden seither sein Goldbohrprogramm rund um Mansourah-Massarah ausgeweitet.
Darüber hinaus wurden Explorationsarbeiten in einem 25 km langen Abschnitt nördlich von Mansourah-Massarah in einem Gebiet namens Jabal Ghadarah und Bir Tawilah durchgeführt. Dabei konnten 1,5 Mio. Unzen zuvor vermuteter Goldressourcen in den Status ‚angezeigt‘ und ‚gemessen‘ überführt werden. Es überrascht nicht, dass Ma’aden der Meinung ist, dass dieser 125 km lange Streifen ein „significant potential to become a major world class gold belt in Saudi Arabia“ hat. Mit diesen neuen Goldfunden verfügen die Mansourah-Massarah-Minen nach Angaben des Unternehmes über Goldressourcen von fast 7 Mio. Unzen (218 t).
Ma’aden erwartet, dass die Mansourah-Massarah-Mine 2025 mehr als 500.000 Unzen und im Jahr 2028 700.000 Unzen Gold fördern wird. Langfristig ist geplant, die Produktion bis 2040 auf 1,6 Mio. Unzen zu steigern.
Auf dem Future Minerals Forum (FMF) im Jänner in Riad gab Ma’aden weitere Entdeckungen bekannt, darunter neue Bohrergebnisse aus der Mansourah-Massarah-Goldmine, die eine starke Goldmineralisierung mit hochgradigen Erweiterungen in der Tiefe zeigten, eine neue Goldentdeckung in Wadi Al Jaww und weitere Explorationsarbeiten in Jabal Shayban im Arabischen Schild, die laut Ma’aden das Potenzial der Region als bedeutendes Gold- und Kupfergebiet unterstreichen.
Kleinere internationale Akteure im saudischen Goldsektor
KEFI Gold and Copper
KEFI Gold and Copper ist ein an der Londoner Börse notiertes Explorationsunternehmen, das sich auf Gold- und Kupfervorkommen im Arabisch-Nubischen Schild konzentriert, insbesondere in Saudi-Arabien und Äthiopien. In Saudi-Arabien betreibt KEFI das Goldprojekt Jibal Qutman und das Kupfer-Zink-Projekt Hawiah, wo bereits bedeutende Goldvorkommen entdeckt wurden. Gemeinsam mit dem saudischen Partner Abdul Rahman Saad Al Rashid and Sons Company Limited (ARTAR) ist KEFI über das Joint Venture Gold and Minerals Co. (GMCO) an weiteren Explorationsvorhaben beteiligt. 2022 lieferten sich Ma’aden und Barrick ein Bietergefecht mit ARTAR um eine Explorationslizenz für das Gebiet Umm Ad Damar in der Region Madinah. Dabei handelt es sich um ein über 40 Kilometer langes Areal mit Vorkommen von Kupfer, Zink, Gold und Blei.
Royal Road Minerals
Royal Road Minerals ist ein Junior-Explorer, der sich auf die Entdeckung und Förderung von Gold und Kupfer konzentriert. Das Unternehmen setzt auf Partnerschaften mit lokalen Akteuren und verfolgt einen Ansatz von der Entdeckung bis zur Erschließung, um politische Risiken besonders in kritischen Projektphasen zu minimieren.
Im Rahmen seiner Vision 2030 fördert Saudi-Arabien gezielt den Bergbau, um den Anteil der Wirtschaftssektoren außerhalb der Öl- und Gasindustrie von 16 auf 50% zu steigern. Dafür wurden Regulierungen reformiert, eine geologische Online-Datenbank erstellt und erhebliche finanzielle Anreize geschaffen. Dazu zählen Förderungen von bis zu 200 Mio. USD für Explorationsarbeiten und 75% des Startkapitals für Minen, begrenzt auf bis zu 800 Mio. USD pro Projekt. Diese politische Unterstützung macht das Königreich als Investitionsstandort attraktiv für Royal Road Minerals, das nach zweijähriger Zusammenarbeit bereits mehrere vielversprechende Gold- und Kupfervorkommen identifiziert hat, von denen drei derzeit angebohrt werden. Das Unternehmen ist an der kanadischen TSX Venture Exchange notiert.
Saudi Discovery Company
Die Saudi Discovery Company (SDC) ist ein privates Explorations- und Erschließungsunternehmen mit Fokus auf den Arabisch-Nubischen Schild. Gegründet von erfahrenen Minenunternehmern, konzentriert sich SDC auf Kupfer, Zink und Edelmetalle, insbesondere in VMS-artigen Lagerstätten, und verfügt über umfangreiche Erfahrung im Aufbau von Minenunternehmen von Einzel- zu Mehrfachminenplattformen. SDC verfügt über Explorationslizenzen im gesamten Arabisch-Nubischen Schild, begann Ende 2024 mit den ersten Arbeiten und setzt die Bohrungen 2025 fort. Zugleich werden neue potenzielle Förderstätten erworben.
Auch für SDC ist die langfristige Strategie der Vision 2030 in Zusammenhang mit der vor kurzem erfolgten Reformen des Bergbaugesetzes sowie das noch wenig erforschte geologische Potenzials Saudi-Arabiens attraktiv. Investorenfreundliche Politik, erstklassige Infrastruktur, schnelle Lizenzierungsverfahren und ein unternehmensfreundliches Steuersystem machen das Königreich für SDC zu einer der attraktivsten Rechtsordnungen für den Bergbau weltweit.
ANS Exploration
Bei ANS Exploration handelt es sich um ein weiteres kanadisches Explorationsunternehmen, das sich auf erstklassige Entdeckungen im Arabisch-Nubischen Schild spezialisiert. Mit Technologien wie KI-gesteuertem Targeting und moderner Geowissenschaft, die kostengünstige und ganzjährige Explorationsarbeit ermöglichen, will das Unternehmen an Saudi-Arabiens Transformation im Minensektor mitwirken. Auch für ANS Exploration ist Saudi-Arabien aufgrund des regulatorischen Umfeldes und der klaren politischen Vision 2030 ein attraktives Umfeld für Investitionen.
ANS Exploration sieht im Arabisch-Nubischen Schild bezüglich seiner Ressourcenvorkommen Parallelen zu einigen der produktivsten Bergbauregionen der Welt, wie dem Kanadischen Schild, dem Westafrikanischen Kraton und Westaustralien. Es beherbergt erstklassige Lagerstätten mit großem Potenzial für Gold, Kupfer und andere wichtige Mineralien, die nur darauf warten nutzbar gemacht zu werden.
Internationale Zusammenarbeit und Joint-Ventures
Die saudische Regierung und Ma’aden arbeiten auch aktiv mit globalen Minenunternehmen zusammen, um das Wachstum des saudi-arabischen Minensektors anzukurbeln. Diese Strategie stärkt den Ruf des Königreichs als attraktives Ziel für den Bergbau und ist entscheidend für technologische Fortschritte, Wissenstransfer und Kapitalinvestitionen in den inländischen Minensektor.
Beispielhaft sind die Partnerschaften von Ma’aden mit Barrick und Ivanhoe Electric. Ma’aden und Barrick betreiben in Saudi-Arabien die Untertagebau-Kupfermine Jabal Sayid als 50/50-Joint-Venture, die sich in derselben Region wie die Goldminen von Ma’aden befindet. Vor kurzem sind beide Unternehmen zwei weitere Joint-Ventures eingegangen, um in Jabal Sayid South und Umm Ad Damar in der Nähe der Jabal-Sayid-Mine nach Förderstätten zu suchen. Dabei handelt es sich um 50/50-Joint-Ventures namens Ma’aden Barrick 2 Limited (MBC2) und Ma’aden Barrick 3 Limited (MBC3).
Das 50/50-Joint-Venture mit Ivanhoe Electric betreibt geophysikalische Untersuchungen in lizenzierten Gebieten mit einer Gesamtgröße von 48 500 km2 im ANS, um neue Gold-, Kupfer-, Nickel-, Silber- und andere Mineralienvorkommen zu identifizieren.
Dieses Joint-Venture ist Teil einer strategischen Partnerschaft, die Ma’aden im Jänner 2023 mit Ivanhoe Electric einging, wobei Ma’aden 9,9% von Ivanhoe Electric erwarb. Bei den Explorationsarbeiten wird das geophysikalische Vermessungssystem Typhoon von Ivanhoe eingesetzt, um Daten zu sammeln, die von der Ivanhoe-Tochter Computational Geosciences Inc (CGI) analysiert werden, um neue Mineralvorkommen zu identifizieren. Die bisherigen Ergebnisse sehen vielversprechend aus, wobei die durch Typhoon-Vermessung identifizierten Mineraliengebiete in der Nähe der Gold-Kupfer-Zink-Mine Al Amar von Ma’aden, durch ein erstes Bohrprogramm als potenziell geeignet eingestuft wurden.
Ma’aden entwickelt nicht nur den Bergbausektor in Saudi-Arabien, sondern investiert auch in Bergbauanlagen im Ausland über das Joint-Venture-Unternehmen Manara Minerals Investment Co., welches im Jänner 2023 zusammen mit dem saudischen Public Investment Fund (PIF) gegründet wurde. Es gehört zu 51% Ma’aden und zu 49% dem PIF und will weltweit in Minenunternehmen investieren, die Kupfer, Nickel, Eisenerz, Lithium und Gold fördern.
Mit dem Kauf eines 10%igen Anteils an der brasilianischen Vale Base Metals, dem Minenunternehmen des brasilianischen Bergbaugiganten Vale, im Mai 2024 wurde die erste Auslandsinvestition getätigt. Im Jänner enthüllte die Financial Times, dass Manara Minerals zudem einen Anteil von 10 bis 20% am pakistanischen Kupfer-Gold-Projekt Reko Diq von der pakistanischen Regierung erwerben wird. Barrick hält einen Anteil von 50% an diesem Projekt, das jährlich 200.000 t Kupferkonzentrat und 250.000 Unzen Gold produzieren soll, wobei die Fertigstellung für 2029 geplant ist.
Auf dem Future Minerals Forum 2024 und 2025 in Riad unterzeichnete Saudi-Arabien Absichtserklärungen mit einer Reihe von Ländern, um die Entwicklung des saudischen Bergbausektors durch internationale Kooperationen zu unterstützen. 2024 wurden Absichtserklärungen mit Ägypten, Marokko und der Demokratischen Republik Kongo unterzeichnet, die sich auf die Zusammenarbeit im Bereich des Mineralienreichtums konzentrieren, sowie eine Absichtserklärung mit Russland zur Zusammenarbeit im Bereich der Geologie.
2025 ging Saudi-Arabien mit sechs weiteren Ländern Absichtserklärungen ein – Dschibuti, Jordanien, dem Vereinigten Königreich, Sambia, Österreich und Frankreich –, um internationale Partnerschaften zur Entwicklung des Bergbausektors des Königreichs zu fördern. Diese Vereinbarungen konzentrieren sich auf die Kooperation in Bereichen wie Technologie, Investitionen und den Austausch von Fachwissen.
Chinesisch-saudische Kooperationen
Saudi-Arabien kooperiert bei Explorationsarbeiten zunehmend stärker mit China. Im Juni 2023 kündigte das saudische Ministerium für Industrie und Bodenschätze auf der 10. arabisch-chinesischen Wirtschaftskonferenz in Riad eine Partnerschaft mit China an. Im Rahmen eines 207-Mio.-USD-Projekts wird die saudi-arabische geologische Aufsichtsbehörde Saudi Geological Survey gemeinsam mit ihrem chinesischen Pendant China Geological Survey den saudischen Teil des Arabisch-Nubischen Schildes für die nationale geologische Datenbank Saudi-Arabiens geologisch kartieren und über 270 geologische Karten und Gutachten erstellen, um Mineralvorkommen zu identifizieren. Dieses Projekt hat eine Laufzeit von 11 Jahren. Goldman Sachs zufolge hat sich Saudi-Arabien das Ziel gesetzt, 50% der geologischen Kartierung des Arabischen Schildes bis 2025 abzuschließen.
Die Bedeutung dieser Zusammenarbeit sollte nicht unterschätzt werden, da für Saudi-Arabien durch die Zusammenarbeit mit dem größten Goldförderland der Welt umfangreiches Wissen über Explorationsarbeiten und die Förderung von Gold und anderen Mineralien nutzbar wird.
Chinesische und saudische Regierungsvertreter sehen die saudische Vision 2030 und Chinas Belt-and-Road-Initiative (BRI) bereits als komplementär und synergetisch an und stimmen Förderungen und Zusammenarbeit bei der Explorationsarbeit und Entwicklung des saudischen Mineraliensektors aufeinander ab.
China verfügt zwar bereits über umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Exploration und Produktion von Mineralien in Saudi-Arabien, beispielsweise durch die saudische Niederlassung der China National Geological & Mining Corporation (CGM) und das Kontaktbüro chinesischer Unternehmen in Saudi-Arabien (COCC), doch diese Kooperation wird die Zusammenarbeit auf eine neue Ebene heben.
Staatliche Anreize: Exploration und Entwicklung fördern
Im Rahmen der Vision 2030 strebt die saudische Regierung an, Investitionen von ausländischen und einheimischen Unternehmen im Umfang von 170 Mrd. USD in den Minensektor zu lenken und in diesem 200.000 Arbeitsplätze zu schaffen.
Zur Beschleunigung ausländischer Investitionen dient das von der saudischen Regierung im Juni 2020 neu verabschiedete Bergbaugesetz, welches die Finanzierung für Investoren regelt und geologische Erkundungs- und Explorationsarbeiten unterstützt. Es schließt Steuervergünstigungen, finanzielle Unterstützung für Explorationsarbeiten und gestraffte Genehmigungsverfahren ein und soll Saudi-Arabien zu einem wettbewerbsfähigen Standort für Minenunternehmen machen.
Zu den Investitionsanreizen zählt ebenfalls die Vergabe standardisierter Lizenzen sowohl an inländische als auch internationale Unternehmen. Diese Dienste werden von der ESNAD Saudi Mining Services Company auf der Plattform Ta’adeen verwaltet, die dem Ministerium für Industrie und Bodenschätze (MIM) untersteht und in der auch eine Datenbank mit detaillierten geologischen und technischen Daten des Königreichs gespeichert ist.
Auf dem Future Minerals Forum im Jänner 2024 kündigten das saudische Ministerium für Industrie und Bodenschätze und das saudische Investitionsministerium ein Förderprogramm für Explorationsarbeiten in Höhe von 182 Mio. USD an, das bis zu 25% der Explorationskosten deckt, sowie die Beschleunigung der Vergabe von Minen- und Explorationslizenzen.
Ebenso bekanntgegeben wurden Ausschreibungsrunden für Explorationsarbeiten in Gebieten von ca. 50.000 Quadratkilometer Größe. Im Zuge dessen begann im März die Bekanntgabe des saudischen Ministeriums für Industrie und Bodenschätze von Ausschreibungen von drei mineralreichen Explorationsgebieten in den Regionen Riad und Medina auf insgesamt 25.000 km², in denen Vorkommen von Gold, Kupfer, Silber, Zink, Nickel und anderen Mineralien vermutet werden.
Für fortgeschrittene Explorationsarbeiten und Minenprojekte, einschließlich Machbarkeitsstudien und Bauarbeiten, stellt der saudische Industrieentwicklungsfonds Darlehen für bis zu 75% der Kapitalkosten der Minenerschließung bereit. Infrastrukturinvestitionen zur Unterstützung des Bergbaus, einschließlich der Transportnetze und der Energieversorgung wurden ebenfalls umgesetzt.
Saudi-Arabiens Weg zum Top-20 Goldproduzenten
Die saudische Goldproduktion betrug 2023 in etwa 500.000 Unzen und dürfte sich 2024 auf etwa 530.000 Unzen belaufen haben. Mit etwas mehr als 15 t ist dies im internationalen Vergleich immer noch eine geringe Menge. Saudi-Arabien hält per 2023 einen Anteil von lediglich 0,38% an der weltweiten Goldproduktion.
Vor diesem Hintergrund kündigte Bandar Alkhorayef, saudischer Minister für Industrie und Bodenschätze, 2023 an: „[O]ur target is to boost that level to one million ounces in 2030“, was rund 31 t entspricht. Mit dieser Goldproduktion würde Saudi-Arabien mit Ländern wie Venezuela (30 t), Niger (33,4 t), Chile (35,4 t) und der Türkei (36,5 t) gleichziehen.
Goldproduktion, in Tonnen, 2023
Quelle: GlobalData, World Gold Council, Incrementum AG
Allerdings wäre dann noch immer eine Verdopplung der saudischen Goldproduktion notwendig, um in die Top-20 der weltweit führenden Goldproduzenten vorzustoßen. Ma’aden gibt in seinem Jahresbericht 2023 an, dass es bis 2040 eine Goldproduktion von 1,6 Mio. Unzen pro Jahr anstrebt. Angesichts dieser ambitionierten Zielsetzung scheint der Aufstieg in die erweiterte Weltspitze möglich.
Geopolitik – Zwischen Orient und Okzident
Die Bergbauambitionen Saudi-Arabiens sind eng mit seiner breiteren geopolitischen Strategie und seinen Bestrebungen verknüpft, sich als zentraler Akteur im globalen Handel zu positionieren. Das Königreich liegt strategisch günstig an der Kreuzung der wichtigsten Handelsrouten nach Europa, Asien und Afrika und verfügt damit über einen effizienten Zugang zu den Exportmärkten für seine Mineralienproduktion.
Zudem ist das Land in zahlreiche internationale Organisationen eingebettet. Als führendes Mitglied des Golf-Kooperationsrates (GCC), welcher die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain, Katar und Oman umfasst, verfügt Saudi-Arabien über erheblichen Einfluss. Über die im August 2023 geäußerte Einladung den BRICS+ beizutreten, hat das Königreich noch nicht entschieden. Sollte Saudi-Arabien einen Beitritt zusagen, so wäre eine weitere Vertiefung der Handelsbeziehungen mit den mittlerweile 10 Mitgliedsstaaten die Folge. Die Partnerschaft mit China, insbesondere im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative, stimmt mit den Zielen Saudi-Arabiens im Bergbau überein und erleichtert die technologische Zusammenarbeit sowie groß angelegte geologische Untersuchungen.
Weiters ist Saudi-Arabien de facto der führende und wichtigste Swing-Produzent innerhalb der OPEC und nutzt seine Ölreserven und Produktionskapazitäten, um die globalen Ölmärkte zu beeinflussen. Diese Führungsrolle unterstreicht nicht nur den Einfluss im Energiesektor, sondern versetzt das Land auch in die Lage, sein wirtschaftliches und politisches Gewicht bei der Diversifizierung in den Bereichen Mineralien und Bergbau strategisch einzusetzen.
Der wachsende diplomatische Einfluss, offenbart sich u.a. in seiner Rolle als Gastgeber hochrangiger diplomatischer Gespräche, z. B. zur Beendigung des Ukraine-Krieges, und in seinen engen Beziehungen zu Großmächten wie den USA und Russland. Ohne Zweifel entfaltet dies auch seine Wirkung beim Anliegen, internationale Investitionen anzuziehen.
Im Jänner erklärte Bandar Alkhorayef, Minister für Industrie und Bodenschätze, auf dem Future Minerals Forum 2025 in Riad, dass das Königreich das Zentrum einer „Superregion“ werden wolle, die Afrika und Zentralasien sowie andere Teile des Nahen Ostens einschließen würde. Das deutlich gestiegene Selbstbewusstsein findet auch in der Aussage, wonach Saudi-Arabien fortan „rule shaper, not rule taker“ sein wolle, seinen Niederschlag.
Ein fundamentaler geopolitischer Wendepunkt für Saudi-Arabien vollzog sich im Juni 2024, als das Königreich entschied, das vor genau 50 Jahren mit den USA geschlossene Petrodollar-Abkommen nicht zu verlängern. Dieses Abkommen aus dem Juni 1974 sah vor, dass Saudi-Arabien, seine Ölexporte ausschließlich in US-Dollar abrechnet, was ein zentraler Pfeiler für die weltweite Vormachtstellung der US-Währung war. Es trat kurz nach der Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars im August 1971 in Kraft. Mit dem Auslaufen der Vereinbarung im Juni 2024 eröffnet sich für Saudi-Arabien nun die Möglichkeit, Ölverkäufe auch in anderen Währungen – etwa dem chinesischen Renminbi oder der indischen Rupie – abzuwickeln.
Dies signalisiert nicht nur einen weiteren Schritt in Richtung einer multipolaren Wirtschaftsordnung, sondern steht im Zuge der angestrebten stärkeren geopolitischen Unabhängigkeit auch im Einklang mit der saudi-arabischen Vision 2030. Öl könnte künftig in alternativen Vermögenswerten wie Gold bewertet werden, und dadurch Initiativen zur Goldförderung im Arabisch-Nubischen Schild noch weiter anregen. Mit dem Auslaufen des Petrodollar-Abkommens eröffnet sich nicht nur die Möglichkeit einer Neugestaltung des Welthandels, sondern auch das Potenzial, die weltweite Nachfrage nach dem US-Dollar zu schwächen, die De-Dollarization zu beschleunigen und letztlich den bisherigen Status des US-Dollars als unangefochtene globale Leitwährung grundlegend in Frage zu stellen.
Fazit
Das Ansinnen Saudi-Arabiens, zu den bedeutendsten Goldproduzenten aufzusteigen, ist zwar ehrgeizig, aber die Vision des Bergbaus als „dritter Säule“ der saudischen Wirtschaft fußt auf einem beträchtlichen geologischen Potenzial, erheblicher staatlicher Unterstützung und internationalen Partnerschaften, sowohl mit dem privaten Sektor als auch mit anderen Ländern.
Das Ausmaß des saudi-arabischen Bodenschatzes mit einem Wert von zumindest 2,5 Bio. USD in Verbindung mit den bisherigen Explorationsarbeiten von Ma’aden in der Region Mansourah-Massarah stellt eine solide Grundlage für Wachstum dar. Ob diese Faktoren die Vision 2030 tatsächlich innerhalb weniger Jahre Wirklichkeit werden lassen können, wird sich schon bald weisen.
Selbst auf Basis fortgeschrittener geologischer Untersuchungen, erfolgreichen Bohrungen und Kapitalinvestitionen vergehen von den Explorationsarbeiten bis zum Erreichen des vollen Fördervolumens in der Regel Jahrzehnte. Der verbesserte Rechtsrahmen und die außerordentliche Förderprogramme tragen zu einer Beschleunigung bei, jedoch verbleiben Risiken im Bereich der Exploration, des laufenden Betriebs sowie der politischen und wirtschaftlichen Stabilität.
Nichtsdestotrotz bietet Saudi-Arabien einen der am schnellsten wachsenden Minensektoren weltweit und hat sich durch seine Neupositionierung wesentlich in den Fokus internationaler Minenunternehmen gerückt. Nach den Besucherzahlen und der Beliebtheit des Future Minerals Forums zu urteilen, das jedes Jahr im Jänner in Riad stattfindet und sich rasch zu einer der wichtigsten Konferenzen für führende Bergbauunternehmen und Investoren aus aller Welt entwickelt hat, haben viele dieser Unternehmen Saudi-Arabien bereits auf ihrem Radar.